Ziel dieses Artikels ist es, einen kurzen Überblick über diesen spezielle Bereich des Marktes für antike Möbel zu geben und aufzuzeigen, worauf bei dieser Kategorie zu achten ist und welche aktuellen Trends es auf dem Markt gibt. Der Markt hat sich in den letzten 25 Jahren nämlich merklich verändert.
Was versteht man eigentlich unter dem Begriff "frühe Eichen- und Landhausmöbel"? Eichenmöbel ist ein Sammelbegriff für Möbel, die von der Tudorzeit (1485-1603) bis etwa 1700 hergestellt wurden. Ein seriöser Sammler würde nie ein Möbelstück aus der Zeit nach 1700 besitzen. Streng genommen endet die Periode der frühen Eichenmöbel also mit der Thronbesteigung von Königin Anne im Jahr 1702. Die meisten frühen Eichenmöbel auf dem Markt stammen aus der Zeit zwischen 1620 und 1700, also aus der Zeit der Monarchen Karl I., Karl II. und Wilhelm und Maria. Die Möbel aus dem elisabethanischen Zeitalter sind eher dünn gesät und erzielen hohe Preise, vor allem was Himmelbetten angeht. Das unten abgebildete Möbelstück erzielte 32000 £ (etwa 38000 Euro).
Der Begriff Landhausmöbel ist einfacher zu definieren. So umfasst er Möbel, die für den alltäglichen Gebrauch in Bauernhöfen, Gasthäusern und Landhäusern hergestellt werden. Die begehrtesten Stücke haben ein eher einfaches und rustikales Aussehen. Diese Möbel stammen hauptsächlich aus dem 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die begehrteren Stücke stammen in der Regel aus den Jahren 1750 bis 1800. Der unten abgebildete, sehr ungewöhnliche schlichte Windsor-Stuhl aus der Zeit von George II. erzielte einen Preis von 14000£ (etwa 16600 Euro) - ein echtes Sammlerstück.
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Dieses Paar viktorianischer Windsor-Stühle aus Mahagoniholz (siehe unten) ist dagegen etwas günstiger. Sie erzielten bei einer Auktion 1150£ (1400 Euro). Das sind doch vergleichsweise preiswerte Einrichtungsgegenstände.
Worauf sollten Sie also achten, wenn Sie frühe Eichen- oder Landhausmöbel kaufen? Die beiden besten Anlaufstellen sind Auktionshäuser mit Spezialverkäufen oder seriöse Fachhändler. Dort werden Sie angeleitet und können so Ihr eigenes Wissen und Ihr Auge schärfen - eine überaus angenehme Lernerfahrung.
Echtheit und originale Teile sind wichtige Faktoren, insbesondere bei Stücken aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Es könnten viele Restaurierungen und Anpassungen vorgenommen worden sein, oft werden sogar antike Teile einfach neu zusammengesetzt (das nennt man dann „Marriage“, also Hochzeit) oder Schnitzereien könnten beispielsweise erst im 19. Jahrhundert hinzugefügt worden sein. Oftmals können 300 Jahre alte, zusammengesetzte Hocker aufgesetzte Oberteile oder Lehnen haben, d. h. ein Teil von einem anderen Hocker aus der Zeit Karls II. wurde sozusagen recycelt und mit einem anderen Möbelstück verbunden. Frühe Stühle mit getäfelter Rückenlehne haben oft ersetzte untere Bahren und jüngere oder hinzugefügte Sitze. Der folgenden Truhe aus Eichenholz aus dem Zeitalter Heinrichs VIII. bekam einen neuen alten Deckel dazu. Sie erzielte immer noch 2000£ (ungefähr 2400 Euro), hätte aber natürlich mehr eingebracht, wenn der Deckel original gewesen wäre.
Eichenschränke können auch erst in den 1820er Jahren aber mit Holz, das aus den 1620er Jahren stammt, gebaut worden sein. Ein viktorianisches Bein, das man einem Hocker aus der Zeit von James I. hinzugefügt hat, kann dessen Wert leicht von 3000-5000£ (ungefähr 3500-5900 Euro) auf 800-1200£ (ungefähr 940-1400 Euro) senken. Natürlich muss man außerdem noch mit wirklichen Fälschungen rechnen. Das wird nun vermutlich alles ein wenig entmutigend klingen, daher sollten Sie sich unbedingte von einem Fachmann beraten lassen und immer auf die Anzeichen von Abnutzung an den Möbelstücken achten. Besonders bei Möbeln, die für den täglichen Gebrauch und nicht für Ausstellungen gemacht wurden.
Kleinere Restaurierungen sind dagegen verständlicher und beeinträchtigen den Wert eines Stücks nicht so sehr. Zum Beispiel Kippungen an den Füßen, ersetzte Scharniere, kleine ersetzte Leisten, eben Dinge, die dem Alter und dem Gebrauch geschuldet sind. Je älter und seltener das Stück ist, desto eher werden Restaurierungen toleriert, Änderungen dagegen weniger. Der seltene Hocker aus der Zeit James I. (siehe unten) mit seinem ungewöhnlichen Untergestell hatte in seiner Beschreibung den Vermerk „Sitzfläche vermutlich hinzugefügt“. Er wurde entgegen seiner Schätzung von 3000-4000£ (ungefähr 3500-4700 Euro) nicht verkauft. Nicht gerade ein Sammlerstück.
„Farbe, Patina und Abnutzung sind wichtige Faktoren, wenn es darum geht, den Wert und die Sammelbarkeit eines Möbelstücks zu bestimmen.“
Farbe, Patina und Abnutzung sind wichtige Faktoren, wenn es darum geht, den Wert und die Sammelbarkeit eines Möbelstücks zu bestimmen. Farbe und Patina überlagern sich oft, doch Landhölzer wie Ulme, Platane, Obstbaum, Esche und Eibe haben großartige Farben, die zwar kontrastieren jedoch trotzdem sehr gut miteinander harmonieren können. Die Patina baut sich schließlich langsam und über einen langen Zeitraum hinweg auf und besteht aus unterschiedlichen Schichten aus Staub und Wachspolitur und noch mehr Staub und Wachspolitur. Sie ist schwer zu fälschen. Ein Gegenstand mit guter Patina zieht den Betrachter regelrecht in seinen Bann und man möchte ihn einfach anfassen. Dieser französische Schrank aus dem späten 18. Jahrhundert aus Flatterulme und Obstbaumholz hat eine tolle Farbe. Vor allem die Türverkleidungen aus Gratholz stechen ins Auge. Er wurde auf 1000-1500£ (ungefähr 1200-1800 Euro) geschätzt.
Dieser helle Tisch aus Bergahorn hat einen einfachen Look und eine fabelhafte helle Farbe und Patina. Er erzielte 1900£ (ungefähr 2200 Euro).
Abnutzung ist ein Zeichen des Gebrauchs, wodurch ein kleiner Bereich des Möbelstücks physisch verändert wird. So können zum Beispiel die Rahmenleisten abgeflacht, die Arme abgenutzt, die geschnitzten Verzierungen abgetragen, die ursprüngliche Beize abgenutzt sein und die Kanten fühlen sich weich und abgerundet an. Diese drei Faktoren sind die beste Kombination, die man an einem antiken Möbelstück finden kann: Farbe, Patina und Verschleiß. Und wenn Sie noch Authentizität hinzufügen können, dann haben Sie einen echten Gewinn vor sich. Der Stuhl unten ist ein großartiges Beispiel für die erwähnte Abnutzung, siehe die Rückwände, die Armlehnen und die Kanten der Rückenlehne. Sie haben eine hellere Farbe angenommen und schimmern nun in einem warmen Licht. Er erzielte 6000£ (ungefähr 7100 Euro).
Dieser Stuhl aus der Ära Wilhelms und Marias besitzt eine Paneel-Rückenlehne und weist starke Gebrauchsspuren an der vorderen Strebe auf. Er wurde wirklich genutzt! Er erzielte 1800£ (ungefähr 2100 Euro), obwohl die Sitzfläche erst später hinzugefügt wurde. Da sie so flach ist und keinerlei Gebrauchsspuren aufweist, können Sie sicher sein, dass sie jüngeren Datums ist und kein Original.
„Diese drei Faktoren sind die beste Kombination, die man an einem antiken Möbelstück finden kann: Farbe, Patina und Verschleiß. Und wenn Sie noch Authentizität hinzufügen können, dann haben Sie einen echten Gewinn vor sich.“
Derzeit ist der Markt für Eichen- und Landhausmöbel sehr widersprüchlich und teilt sich in seltene, hochwertige Sammlerstücke und normale Einrichtungsgegenstände auf. Im Allgemeinen richten sich die Menschen immer noch mit Landhausmöbeln ein, da diese den unkonventionellen Shabby-Chic-Charme versprühen. Es wird jedoch viel weniger mit frühen Eichenmöbeln eingerichtet, die im Allgemeinen dunkler und schwerer aussehen. Es ist daher nun ein günstiger Zeitpunkt, diese frühen Eichenmöbel zu kaufen, weil die Preise so niedrig sind. Truhen aus der Zeit von Karl II., die vor 20 Jahren mit 500-800£ (ungefähr 600-940 Euro) bewertet wurden, werden heute mit 150-250£ (ungefähr 180-300 Euro) gehandelt. Das Gleiche gilt für 4- und 6-sitzige Tische mit Pfostenbeinen, die kaum noch in spezialisierten Eichenmöbelverkäufen angeboten werden, es sei denn, sie sind aus einem seltenen Holz wie Eibenholz. Das untenstehende Beispiel erzielte 1500£ (ungefähr 1800 Euro). Tolle Farbe.
Derzeit sind viktorianische Windsor-Stühle sehr günstig zu haben, sie sind im Preis gefallen, aber nicht so stark wie die früheren Stücke. Eine Mischung aus diesen Stühlen kann um einen französischen Bauernhoftisch aus dem Jahr 1800 herum großartig aussehen. Es macht auch Spaß, ein solches Set zusammenzustellen. Kommoden aus englischer Eiche sind auch viel billiger als früher. Siehe unten, diese hübsche Kommode aus der Zeit von George II. mit einer Schätzung von 1000-1500£ (ungefähr 1200-1800Euro). Sie wurde dennoch nicht verkauft. Vor 10-15 Jahren wäre sie leicht für mehr als das Doppelte dieser Schätzung verkauft worden. Ein Stück, bei dem Sie unbedingt zuschlagen sollten!
Die spezialisierten Eichenmöbelverkäufe, die heute stattfinden, konzentrieren sich in der Regel auf die früheren elisabethanischen, jakobinischen Stücke, also auf die Stücke, die die Sammler suchen. Möbel sind nicht einfach zu sammeln, daher richten die Sammler ihr Augenmerk oft auf kleinere Stücke, wie z. B. zusammengesetzte Hocker, Bibelkästen oder Truhen. Schlichtere Stücke aus der Zeit von Karl II. sind aufgrund ihres Wertverlusts heute häufiger auf lokalen Möbelmärkten zu finden. Dort kann man sehr gut auf die Suche gehen, und es lassen sich viele Schnäppchen machen. Lassen Sie sich jedoch immer von einem Experten beraten. Die folgende Truhe aus Brettern, entstanden um 1650, erzielte bei einem Spezialverkauf 320£ (ungefähr 380 Euro), und das nur wegen ihrer geringen Größe und hohen Füße. Ein gutes Einrichtungsstück.
Wo kann man also kaufen oder suchen? Die drei großen Auktionshäuser bieten keine Spezialverkäufe von Eichenmöbeln mehr an, obwohl Bonhams bis vor kurzem noch eine führende Rolle spielte. Zwei Auktionshäuser, die Spezialauktionen durchführen, sind Wilkinsons in Doncaster und Bishop & Miller in Suffolk (England). In den Cotswolds gibt es spezialisierte Händler, und ich würde empfehlen, die Websites von BADA und LAPADA zu besuchen. Und natürlich sollten Sie auch die Verkaufsräume in Ihrer Nähe aufsuchen.
Es wäre gut, wenn wir zum Schluss noch ein paar besonders aufsehenerregende Stücke aus den jüngsten Eichenmöbelverkäufen vorstellen würden, Stücke, die wirklich Sammlerstücke, ja, eigentlich Museumsstücke sind. Sie veranschaulichen, wie sich der Markt verändert hat und dass es auf dem Markt für frühe Eiche und bis zu einem gewissen Grad auch auf dem Markt für Landhausmöbel viel weniger Mittelmaß gibt.
Die folgenden Stücke, der ungewöhnliche, simple Tisch aus den 1840er Jahren, erzielte 500£ (ungefähr 600 Euro), und der einfach Stuhl mit der Rückenlehne aus Streben aus den 1800er Jahren, erzielte 4200£ (ungefähr 5000 Euro). Die beiden Möbelstücke weisen eine super Farbe auf.
Das unten abgebildete Paar der sehr seltenen Eichenstühle aus dem Zeitalter Jakobs I. erzielte einen Preis von 22000£ (ungefähr 26000 Euro) obwohl sie ursprünglich nur auf 6000-8000£ (ungefähr 7000-9400 Euro) geschätzt wurden. Sie sind nicht auffällig und schreien auch nicht nach Geld, aber sie erfüllen alle Anforderungen an frühe Eichenmöbel. Sie weisen den richtigen Abnutzungszustand und die richtige Farbe auf und sie sind außerdem schwer fassbare Seltenheiten, da es sich um Originale handelt. Die Kommode aus der Zeit Heinrichs VIII. aus den 1520er Jahren ist ebenfalls extrem selten und spricht für sich selbst, da er bei der Auktion 60000£ (ungefähr 71000 Euro) erzielte.
Wenn Sie sich nicht gerade die allerbesten Stücke leisten können, rate ich Ihnen, keine Investitionsgüter zu kaufen, sondern solche, zu denen Sie sich hingezogen fühlen und mit denen Sie leben möchten, und achten Sie immer auf Farbe, Patina und Abnutzung.
Lassen Sie hier Ihre Eichen- und Landhausmöbel schätzen!
Der Autor begann 1994 als Auktionator in einem großen Auktionshaus zu arbeiten. Ab 1996 katalogisierte er Möbel und war bis 2005 für den Verkauf von Eichen- und Landhausmöbeln zuständig, wobei er den Verkauf mehrerer großer Sammlungen leitete. Seitdem arbeitet er für VMS als Möbelspezialist.