geschrieben von Tom Orr
Für viele sind Comicbücher wie eine nostalgische Schnellstraße auf der es zurück in die sorglose Kindheit geht. Unsere zeitlosen Lieblingshelden wie Spider-Man, Batman, die X-Men, aber auch Asterix und Obelix, Tim und Struppi und viele andere können immer noch dafür sorgen, dass das Entrümpeln des Dachbodens länger dauert, als es eigentlich sollte. Heute gelten die Comics auch nicht mehr nur als reine Unterhaltung, sondern als eine angesehene Kunstform, die als Inspiration für viele Bestseller und beliebte Hollywood-Produktionen und Fernsehserien diente. Aber haben Sie sich jemals gefragt, wie viel Ihre alten Comics wert sein könnten? Lesen Sie unseren Expertenartikel und finden Sie es heraus!
Meine gemeinsame Reise mit Comics begann an einem Sommernachmittag im Jahr 1967, als ich in einem kleinen Tante Emma-Laden in West Hazleton, Pennsylvania, jeweils 12 Cent für Tales of Suspense Nr. 94 und Avengers Nr. 44 hinblätterte. Davor war ich bereits ein eifriger Leser des Comicteils in der Zeitung gewesen. Meine ersten Comics waren Archie Comics (oh, Betty & Veronica!). Aber schon nach kurzer Zeit wurden sie mir zu kindisch. Als ich die erste Folge der Fernsehserie Batman sah, wusste ich aber, dass dieses Genre etwas für mich ist. Ich wollte nur, dass die Figur ernster behandelt wird. Bei DC Comics war Batman wegen der Serie häufig auf den Titelseiten zu sehen, also kaufte ich ein 80-seitiges Riesenheft der Justice League of America, und ich wusste, dass ich etwas auf der Spur war, aber irgendetwas fehlte noch. Die Helden hatten etwas Altmodisches an sich. Sie waren wie die Helden unserer Eltern: alle weiß, meist männlich, aufrecht und makellos.
In Tales of Suspense Nr. 94 und Avengers Nr. 44 ging es um Figuren, von denen ich bei Marvel Comics noch nie etwas gehört hatte, aber die Zeichnungen auf den Covern von Jack Kirby und John Buscema sprangen mich einfach an. Sie wirkten dynamischer als die DC-Comics, und als ich sie las, war ich gefesselt. Die Geschichten hatten den Humor und die Reife, die ich suchte. Die Marvel-Helden hatten Probleme aus dem wirklichen Leben. Dieser Moment führte zu einem lebenslangen Hobby und Beruf, das sogar zu Telefonaten zwischen mir und Sammlern wie Billy Crystal, Penny Marshall, Eddie Vedder, James Earl Jones und vielen anderen führte.
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Es gibt drei Gründe, warum Menschen Comics sammeln. Der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass sie sich damit an ihre Kindheit zurück erinnern und eine Verbindung zu ihrem alten Ich herstellen können. Sie wollen Hefte sammeln, an die sie sich noch erinnern. Wenn man mit dem Sammeln von Comics beginnt, konzentriert man sich oft auf die ersten Comics, die man je gelesen hat, und die können ziemlich teuer werden, vor allem, wenn es sich um Comics aus dem Goldenen Zeitalter handelt, also aus den Jahren zwischen 1939 und 1956.
Ein weiterer Grund ist, dass Comics derzeit eben die Kunstform schlechthin sind. Sie haben sich so weit entwickelt, dass sie jetzt die meistverkaufenden Filmgesellschaften sind: Marvel nimmt ein Storyboard aus einem Comicbuch, Panel für Panel, und macht daraus einen Film. Viele der Comiczeichner arbeiten jetzt auch an den Filmen mit und entwerfen die nächsten Geschichten. Auch viele der Autoren, die in den 90er und 2000er Jahren Comics schrieben, produzieren jetzt in Hollywood.
Der dritte Grund ist, dass die Leute eben ganz bestimmte Figuren mögen und alle ihre Abenteuer sammeln wollen.
In den 80er und 90er Jahren begann man, den Wert der Comics zu erkennen und sie zu sammeln. Die Comics hatten zwar nicht den Wert, den sie heute haben, aber damals nahmen die Leute die Sache eben ernster, vor allem, wenn jemand Comic-Ausgaben der 60er und 70er Jahren hatte.
Comics lassen sich in verschiedene Epochen einteilen: das Goldene Zeitalter, das Silberne Zeitalter, das Bronzezeitalter und das Moderne Zeitalter. Zum Goldenen und Silbernen Zeitalter gehören die Comics, die Millionen und Hunderttausende von Dollar wert sein können. Sie wurden in den 1940er Jahren so populär, das jeder sie las. Es gab Comics zu jedem Thema: Liebe, Western-Comics, Superhelden-Comics, und sie waren zwar nicht schlecht, aber sie konnten eben schnell durchgelesen werden. Während und nach dem Krieg gab es auch Comics über Kämpfe und Kriegsgeschichten. Die Geschichten wurden allgemein reifer oder erwachsener und die Leserschaft veränderte sich. Die Marvel-Comics kamen in den 1960er Jahren auf, im Silbernen Zeitalter, und das war eine Revolution. Ich glaube, es war 1970, als der erste Preisführer für Comicbücher herauskam - und wenn es einen Preisführer für etwas gibt, bedeutet das, dass es auch ein Interesse am Sammeln gibt. Damals wussten die Leute, dass sie 100 Dollar für ein Action-Heft Nr. 1 aus dem Jahr 1939 zahlen mussten, wenn sie den richtigen Mann kannten, der es ihnen mit der Post schickte. Es gab also eine beträchtliche Wertschätzung für Comics, wenn man sie zum richtigen Zeitpunkt kaufte. Als die Öffentlichkeit erfuhr, dass man mit alten Heften Geld verdienen kann, hoben die Leute sie plötzlich auf und achteten darauf, dass die Comics in perfektem Zustand waren.
„Das, was Ihnen am meisten Spaß macht, wird auch am meisten Geld wert sein. Denn wenn Sie Ihre Comics kennen und die Figuren, die Künstler und die Autoren, dann können Sie vielleicht einen Gewinner aussuchen, der sich lohnt. Das ist kein Aktienmarkt, ich kann Ihnen nicht einfach sagen: Kaufen Sie das. Lesen Sie sie, lieben Sie sie, genießen Sie sie."
Als ich in den 80er Jahren einen Comic-Laden betrieb, war das die Blütezeit der Comic-Läden, das war zu der Zeit als das Bronzezeitalters der Comics zuende ging. Die Leute fragten mich oft: "Was soll ich kaufen?", "Was soll ich mir holen?", "Was wird sich lohnen?". Und dann habe ich ihnen jedes Mal geantwortet: "Was sich lohnen wird, ist das, was Ihnen am meisten Spaß macht, denn wenn Sie Ihre Comics kennen und die Figuren, die Künstler und die Autoren, dann können Sie vielleicht einen Gewinner aussuchen, der sich lohnt. Das ist kein Aktienmarkt, ich kann Ihnen nicht einfach sagen: Kaufen Sie das. Lesen Sie sie, lieben Sie sie, genießen Sie sie", das würde ich ihnen sagen.
Ende der 1990er Jahre gab es so viele Leute, die jede Woche in die Comic-Läden gingen und alle wollten natürlich reich werden. Also kauften sie X-Men Nr. 1 oder Spider-Man Nr. 1, von neuen Künstlern, mit neuen Geschichten, die alle großartig waren. Es war ein riesiger Hype. Die Leute verkauften 800.000 Exemplare! Was phänomenal ist, denn die besten Comics der 80er Jahre verkauften vielleicht 500.000 Exemplare pro einzelner Ausgabe - pro populärer Ausgabe! Aber die Comics, die voraussichtlich viel Geld wert sein sollten, wie eben die X-Men Nr. 1, erwiesen sich schließlich als wertlos, weil jeder sie in einem perfektem Zustand aufbewahrt hatte. Die Comics aus dieser Zeit, die heute wirklich viel Geld wert sind, sind eigentlich Überraschungen, wie z. B. Walking Dead Nr. 1. Niemand wusste, dass es einmal so populär werden würde.
Bei den neueren Comics ist es schwieriger, einen Gewinner zu bestimmen. Aber wenn man bis in die 1960er Jahre und das Goldene Zeitalter zurückgeht, dann findet man die Comics, in denen die Ursprünge von Spider-Man, dem Hulk, Captain America, den Fantastischen Vier, Superman, Batman - all den beliebten Figuren – angelegt sind und die Charaktere vorgestellt werden. Superman wird bald 100 Jahre alt! Es gibt wirklich so viele Möglichkeiten, so viele Dinge, die man heutzutage mit Comics machen kann, und das ist fantastisch, aber auch entmutigend für jemanden, der heute mit dem Sammeln anfangen möchte.
Comic-Läden verkaufen heutzutage keine Comics mehr, sondern nur noch die dazugehörige Ware, also das Merchandise, wie Figuren oder Skulpturen. Auch diese können natürlich sehr wertvoll sein, vor allem, wenn es sich um limitierte Auflagen handelt. Auf der Suche nach Sammler-Comics können Sie sich auf Comic-Conventions wie der in San Diego, der größten Comic-Con der Welt, oder der, die im Herbst in New York stattfindet, umsehen. Sie können auch bei Ebay nach Comics suchen. In den 1990er Jahren kamen das Internet und Ebay auf, und man konnte seine Comics nun nicht mehr nur an Comic-Läden verkaufen, sondern direkt an jemanden, der sich dafür interessierte, an jemanden, der nicht im gleichen Ort sein musste. Bei Ebay trifft sich eine wirklich große Sammlergemeinde und die Bücher werden dort von Sammler zu Sammler verkauft. Das ist kaum zu überbieten. Es gibt auch spezielle Auktionen für alle wirklich teuren Bücher, wie die aus den 1940er Jahren. Wenn Sie also Action Nr. 1 suchen, suchen Sie nicht bei Ebay, sondern bei Heritage, Christies oder anderen großen Auktionshäusern, die solche Spezialauktionen veranstalten.
Wie ich schon sagte, die beliebtesten Figuren sind auch die, die am liebsten gesammelt werden. Also der neue Spider-Man, der neue Superman und all die anderen. Einer der heutigen Tricks ist, dass ein Comic, der erst nicht sehr beliebt war, einen Hollywood-Film bekommt und durch diese Hollywood-Behandlung plötzlich sehr beliebt wird. Genau das hat Marvel zum Beispiel mit den Guardians of the Galaxy gemacht, einem Comic, der sich erst kaum verkaufte und für den sich niemand interessierte. Sie sollten jetzt daher vielleicht in She Hulk investieren, die demnächst als Fernsehserie herauskommt. Sie ist witzig, also denke ich, dass die Leute sie auch mögen werden. Generell sind weibliche Superhelden im Moment sehr beliebt. Ms. Marvel hat ja jetzt auch ihre eigene Fernsehserie bekommen.
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Die ersten Ausgaben der Comics, die den Charakter einführen, wie die ersten Ausgaben von Spider-Man und Batman - natürlich nur in einem tadellosem Zustand - können Millionen von Dollar wert sein. Hier ist die Liste der 15 teuersten Comics, die auf einer Auktion verkauft wurden:
Action Comics Nr.1 – CGC 9.0 – $3.2 Millionen
Action Comics Nr.1 – CGC 8.5 – $1.5 Millionen
Amazing Fantasy Nr.15 – $1.1 Millionen
Detective Comics Nr.27 – $1.075 Millionen
All Star Comics Nr.8 – $936223
Batman Nr.1 – $567625
X-Men Nr.1 – $492937
Flash Comics Nr.1 – $450000
Tales of Suspense Nr.39 – $375000
Marvel Comics Nr.1 – $350000
Captain America Comics Nr.1 – $343057
Incredible Hulk Nr.1 – $326000
Fantastic Four Nr.1 – $300000
Whizz Comics Nr.2 – $281000
Avengers Nr.1 – $274000
Die seltensten sind natürlich die ersten Ausgaben der Comics, in denen die Superhelden auch zum ersten Mal auftauchten. Die Comics aus den 60er und 70er Jahren, wie zum Beispiel die Vorstellung von She Hulk. Wichtig ist natürlich die Qualität, denn alle Comics sind sehr empfindlich. Der Unterschied zwischen ein und derselben Ausgabe kann je nach Zustand Tausende von Dollars ausmachen. Die am höchsten bewerteten Comics haben noch weiße Seiten, keinen Beschnitt, spitze Ecken und keine Knicke und Falten.
Im Laufe der Jahre wurden viele große Comic-Sammlungen verkauft, einige davon waren im Besitz sehr berühmter Menschen. Aber die eine Sammlung, die die wirklich heraussticht, ist die Comic-Sammlung von Bob Bretall. Er hat wirklich alle Comics, die bis ins Goldene Zeitalter zurückreichen. Er hat über 100000 Hefte. Da es sich um eine Privatsammlung handelt, kann man sie jedoch nicht einfach so besichtigen.
Jede Ära hatte ihre besonderen Künstler. Da sind zum einen Jack Kirby und Steve Ditko, die alle Marvel-Figuren erschaffen haben. Dann gibt es Frank Miller und George Pérez aus den 80er und 90er Jahren, die die Comics erwachsener, realistischer und düsterer machten. Es gibt so viele Künstler und in den Comics ist so viel kreatives Talent zu erkennen. In den 1960er Jahren bekamen Künstler wie Jack Kirby 100 Dollar pro gezeichnete Seite, der durchschnittliche Comiczeichner bekam weitaus weniger.
Heutzutage verwenden die Künstler digitale Software, um ihre Skizzen anzufertigen, obwohl die ersten Ideen oft noch ganz klassisch mit einem Bleistift aufs Papier gebracht werden.
„Sollten Sie die alten Comics restaurieren? Nein, versuchen Sie nicht, sie zu restaurieren, denn wenn Sie das tun, wird ihre Bewertung deutlich schlechter ausfallen. Wenn Sie jedoch ein puristischer Sammler sind, und dieses Buch ist nur für Sie, und Sie wollen ein schönes Buch, das Sie anschauen können (vielleicht ist es von einem berühmten Künstler, den Sie mögen), lassen Sie es bleichen und restaurieren und Sie können es noch mehr genießen.“
Achten Sie beim Kauf eines Comics darauf, ob er beschnitten wurde. In den 1970er Jahren schnitten die Zeitungshändler nämlich alle Ecken und Kanten der Comics ab, und die beschnittenen Comics erhielten eine niedrigere Bewertung. Die Leute, die sie bewerten, messen jeden Comic nach, um zu sehen, ob er wirklich der Standardgröße entspricht. Das Papier sollte so weiß wie möglich sein. Die alten Comics vor 1970 wurden auf Zeitungspapier gedruckt, das dazu bestimmt war, sich zu zersetzen. Die Papierqualität war dementsprechend richtig schlecht und das Papier vergilbte sehr schnell. Der Einband war aus dickerem, glänzendem Papier. Heutige Comics werden auf Papier gedruckt und sind für eine längere Lebensdauer gedacht.
Sollten Sie die alten Comics restaurieren? Nein, versuchen Sie nicht, sie zu restaurieren, denn wenn Sie das tun, wird ihre Bewertung deutlich schlechter ausfallen. Wenn Sie jedoch ein puristischer Sammler sind, und dieses Buch ist nur für Sie, und Sie wollen ein schönes Buch, das Sie anschauen können (vielleicht ist es von einem berühmten Künstler, den Sie mögen), lassen Sie es bleichen und restaurieren und Sie können es noch mehr genießen. Der Zustand der Comics aus den 1960er und 1970er Jahren wird schnell schlechter – ähnlich wie Zeitungspapier. Deshalb zahlen die Leute auch viel mehr für Comics aus dieser Zeit, deren Seiten noch weiß sind.
Bewahren Sie Ihre Comics in speziellen Polyurethan-Behältern mit säurefreiem Karton auf, vor Sonnenlicht geschützt und luftdicht verschlossen. Dies ist ideal für Sammler, die verkaufen oder kaufen möchten. Menschen, die Comics nur für sich selbst sammeln, bewahren sie dagegen oft einfach in einem Regal auf, ordentlich gestapelt und immer in Reichweite, damit sie sie lesen können, wann sie wollen.
Besitzen Sie alte Comics und möchten wissen, was diese wert sind? Dann lassen Sie sie hier schätzen!
Tom Orr ist ein anerkannter Experte für Comics, Sportmemorabilien und Populärkultur. Er war beratender Experte für Auctionata in Berlin und hat Sammlerstücke für verschiedene Geschäfte und nationale Auktionshäuser verwaltet. Er studierte Geschichte an der University of Pennsylvania und Theaterwissenschaften an der Temple University. Lesen Sie die ganze Geschichte über Toms Interesse an Comics hier!