Während viele von uns Puppen als liebgewonnenes Spielzeug der Kindheit in Erinnerung haben, sind Vintage- und antike Puppen heute außerdem sehr begehrte Kostbarkeiten für Sammler und Liebhaber.
Als eine der ältesten Arten von Spielzeug, die der Menschheit bekannt sind, unterhalten Puppen die Massen schon seit Jahrtausenden. Heute sind wir jedoch in der Lage, sie nicht nur als ikonische Symbole der Nostalgie und Sentimentalität zu schätzen, sondern auch als historische Quellen, die uns Einblicke in die Vergangenheit und damalige Tradition geben. Wir können durch Puppen erfahren, welche Moden „in“ waren, welche Verhaltensweisen gefordert wurden und welche Erwartungen einst an ihre zeitgenössischen Besitzer gestellt wurden. Dennoch ist es fast unmöglich, den Sinn für Spaß und Vergnügen, der diesen Gegenständen grundsätzlich innewohnt, nicht auch zu würdigen. Es ist also kein Wunder, dass es heute einen zunehmend florierenden Markt für all diejenigen gibt, die in ein solches Objekt voll schöner Erinnerungen investieren möchten.
Puppen scheinen sich zusammen mit der Menschheit entwickelt zu haben. Sie dienten als Mittel zur Bewältigung des psychologischen Bedürfnisses von Kindern, ihre erwachsenen Zeitgenossen zu imitieren, um sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Die älteste Puppe der Welt wurde im Grab eines Kleinkindes in der sibirischen Region Chakassien gefunden und stammt aus dem Jahr 4.500 v. Chr. Ägyptische Paddelpuppen aus Holz stammen bereits aus dem 21. Jahrhundert v. Chr., und Puppen mit beweglichen Gliedmaßen und abnehmbarer Kleidung gab es bereits 200 v. Chr. Aus den Überlieferungen der alten Griechen wissen wir, dass die kleinen Mädchen ihrer Zeit gerne mit Puppen spielten. Und auch in vielen Gräbern altrömischer Kinder wurden das Spielzeug gefunden. In dieser Zeit wurden Puppen aus allerlei natürlichen Materialien hergestellt, die in der jeweiligen Region eben verfügbar waren: Holz, Ton, Stein, Elfenbein, Knochen, Leder oder Wachs. Wahrscheinlich gab es auch Puppen und ausgestopfte Tiere aus Stoff oder Textilien. Diese sind heute jedoch nicht mehr erhalten, da gerade diese Materialien schnell verwitterten und zerfielen.
Puppen, wie wir sie heute kennen und schätzen, erfreuten sich zwar seit jeher großer Beliebtheit, doch begann ihre eigentlich Blütezeit erst im Zuge der industriellen Revolution, als sie in großer Stückzahl produziert werden konnten. Durch die sprunghafte Entwicklung der Technologie wurde dieses Spielzeug nämlich als Produktgattung enorm weiterentwickelt. Der Markt wuchs – auch weil die Kinder der Mittelschicht dank der florierenden Wirtschaft jetzt mehr Freizeit hatten. Porzellanpuppen waren besonders kennzeichnend für diese Epoche. Porzellanpuppen aus Deutschland wurden Mitte des 19. Jahrhunderts millionenfach verkauft und später von Puppen aus Biskuit-Porzellan abgelöst, die mit einer hautähnlichen, matten Oberfläche und zarten Gesichtsmalereien bezauberten. Ihre Körper wurden entweder aus Tierleder, Stoff oder einer Mischung daraus hergestellt. Die Puppen des 19. Jahrhunderts sollten vor allem Erwachsene und die damalige Mode darstellen. Um die Jahrhundertwende aber wurden schließlich Babypuppen und Puppen, die wie Kinder aussahen, ein großer Erfolg. Sie übernahmen praktisch den Puppenmarkt.
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Im 20. Jahrhundert wurden schließlich verschiedene neue Materialien wie Zelluloid, Polymer, Gummi, Vinyl und Kunststoff erfunden. Auch der Spielzeugmarkt griff nun auf diese Stoffe zurück und konnte so mehr Puppen aber zu geringeren Kosten herstellen. Dadurch und durch einfachere Herstellungsverfahren konnten Puppen billig in Massenproduktion hergestellt werden. Jetzt fand das Spielzeug auch seinen Weg in die Häuser von Kindern aller Schichten. Junge Mädchen wurden besonders dazu ermutigt, mit Babypuppen zu spielen – so sollten sie auf die zukünftige Mutterschaft vorbereitet werden. Die neuen Materialien bedeuteten zugleich eine größere und lebhaftere Vielfalt was Haut-, Augen- und Haarfarben der Puppen anging. Im Jahr 1960 kam dann die erste realistische schwarze Puppe auf den Markt.
„Ruth Handler war der Ansicht, dass es für junge Mädchen ebenso wichtig sei, Puppen in Form von Teenagern oder Erwachsenen zu haben, die sie dann beim Spielen nachahmen könnten.“
In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sich Spielzeughersteller und Puppenmacher dann einer Marktlücke bewusst. Während Modepuppen, die Erwachsenen ähnelten, bereits hundert Jahre zuvor weit verbreitet waren, waren sie in den letzten Jahrzehnten weitgehend in Vergessenheit geraten. Denn man meinte, dass es für junge Mädchen wichtig sei, ihre mütterlichen Instinkte auszuleben und zu fördern. Ruth Handler aber war der Ansicht, dass es für junge Mädchen ebenso wichtig sei, Puppen in Form von Teenagern oder Erwachsenen zu haben, die sie dann beim Spielen nachahmen könnten. Und so wurde 1959 Barbie geboren. Barbie sollte mit ihrem zeitgemäßen Sinn für Mode, aber auch mit ihrem angemessenen und sympathischen Charakter als stilvolles und positives Vorbild für Kinder dienen. Barbie wurde sofort ein großer Erfolg und hat seitdem den Spielzeugmarkt der letzten sechzig Jahre größtenteils dominiert.
Heutzutage sind alle Arten von Puppen für einen ebenso vielfältigen Sammlermarkt äußerst attraktiv. Ob man sich nun für die Geschichte und die Handwerkskunst der viktorianischen Porzellanpuppen interessiert oder sich für den frischen, lebendigen Glamour der Modepuppen der 1960er Jahre begeistert, Puppen besitzen so viele attraktive Eigenschaften, dass es schwierig ist, sich zwischen ihnen zu entscheiden. Sie können nicht nur angenehme Erinnerungen an eine vergangene Zeit unseres Lebens wecken oder einen Einblick in die Kulturgeschichte der Menschheit bieten, sondern sind oft selbst auch Kunstwerke. Es ist nur allzu verständlich, dass die Menschen seit Tausenden von Jahren Trost in ihnen gefunden haben.