Teppiche und Textilien dienen nicht nur einem funktionalen Zweck, sondern können auch schöne und äußerst wertvolle Kunstwerke sein.
Die Herstellung handgewebter Textilien ist eine Tradition, die in den meisten Kulturkreisen bereits bis ins Altertum zurückreicht. Diese Objekte sind seit Jahrhunderten bei Sammlern sehr begehrt. So besaß König Heinrich VIII. Hunderte von türkischen Teppichen, die sogar oft auf einigen seiner berühmten Porträts zu sehen sind. Heute schätzen und bewundern Sammler und Liebhaber rund um den Globus die kunstvoll gewebten, oft mit lebhaften und faszinierenden Muster versehenen, feinen Teppiche und Textilien. Sie sind nicht nur wegen ihrer Langlebigkeit und Zweckmäßigkeit begehrt, sondern auch als dekadente Beispiele höchster Kunstfertigkeit und Handwerkskunst, die jedem Heim Eleganz und Erlesenheit verleihen können.
Orientteppiche gehören zwar zu den wertvollsten Textilgattungen, doch stammen Teppiche und Läufer aus der ganzen Welt. Die Tradition des Webens folgte den Menschen, wohin sie sich auch immer wagten und niederließen. Die Webtechniken wurden sowohl für Kleidung, Körbe und andere praktische Gegenstände als auch für Teppiche und Wandteppiche verwendet, wobei je nach geografischen Gegebenheiten alle verfügbaren Materialien zum Einsatz kamen.
Die meisten wertvollen antiken Teppiche wurden auf Webstühlen mit Fäden aus Baumwolle, Wolle oder Seide gewebt. Diese Fäden bezeichnet man als Kettfäden und sie werden zwischen zwei Holzbalken gespannt. Anschließend legte man abwechselnd Schussfäden zwischen die benachbarten Kettfäden. Dann baute der Weber einzelne Reihen von Schlaufenknoten zwischen die Schüsse ein, die später abgeschnitten wurden, um den sogenannten Flor zu bilden. Je mehr Knoten vorhanden sind, desto aufwändiger ist das Muster und desto wertvoller ist der Teppich auch.
Textilien werden häufig nach dem Umfeld unterschieden, in dem sie hergestellt wurden, sei es an einem Königshof, in der Siedlung eines Nomadenstammes oder in einer dörflichen Umgebung. Die bemerkenswertesten Beispiele für königliche Teppiche wurden im 16. und 17. Jahrhundert an islamischen Höfen hergestellt. Obwohl heute nur noch wenige Exemplare erhalten sind, hatten diese Textilien weltweit den größten Einfluss auf das Design von Teppichen.
Die meisten Teppiche der verschiedenen Volksgruppen wurden für den lokalen Gebrauch innerhalb der Familie oder der Gemeinschaft des Webers und nicht für den Verkauf hergestellt. Aus diesem Grund haben sie einen besonderen kulturellen Wert, da ihre Muster die kulturellen und gesellschaftlichen Traditionen des jeweiligen Stammes oder der Familiengemeinschaft unmittelbar widerspiegeln.
„... jedes Textil ist einzigartig was seine Muster und seine Ausführung angeht und zeichnet sich somit durch seine ganz eigenen individuellen Besonderheiten aus."
Teppiche aus dörflichen Regionen sind auch deshalb besonders einzigartig, weil sie traditionell ohne Vorlage gewebt wurden. Die Frauen, die sie webten, verließen sich bei der Gestaltung ausschließlich auf ihr eigenes Gedächtnis und ihre Kreativität. Deswegen ist jedes Textil einzigartig was seine Muster und seine Ausführung angeht und zeichnet sich somit durch seine ganz eigenen individuellen Besonderheiten aus. Diese Teppiche wurden auf Webstühlen hergestellt, die dauerhaft im Haus aufgestellt waren. Nach ihrer Fertigstellung wurden die Teppiche dann auf den lokalen Märkten angeboten und repräsentierten dort auch immer ihren Herkunftsort.
Zeitweise – vor allem im 19. Jahrhundert als sich die Märkte erweiterten – wurden die Textilien auch in größeren Städten hergestellt, um gerade der wachsenden Nachfrage im Abendland gerecht zu werden. Städte wie Tabriz, Kashan und Heriz sind besonders bekannte Epizentren für die Teppichweberei und -fertigung. Hajji Mollah Hassan Mohtasham gehört zu den berühmtesten und angesehensten Textilwerkstätten. Die Teppiche von dort zeichnen sich durch ihre einheitliche und harmonische Musterung, die seidenviolette Färbung der Webkanten und die hohe Qualität der Wolle aus, die der Hersteller stets verwendeten.
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Wenn man das Design eines antiken Teppichs betrachtet, scheint oft die Zeit stehenzubleiben. Man spürt den Atem der Geschichte und nimmt ein Gefühl der universellen Gültigkeit wahr. Abgesehen von ihrem eigentlichen Wert als beeindruckende Kunstwerke und unübertroffene Handwerkskunst, dienen Teppiche auch als fantastische Zeugnisse für das Geschick und Talent der Frauen der Vergangenheit. Denn das Weben galt weitgehend als Bestandteil der traditionellen Hausarbeit. Es ist kein Wunder, dass Textilien für unzählige Menschen auf der ganzen Welt seit langem als kostbare Zeugnisse von Luxus, Reichtum und Kultur gelten und dies wahrscheinlich auch noch für kommende Generationen tun werden.