Vintage Vogel- und Blumendrucke

Anfänge

Seit der Renaissance, als in der Kunst die Naturtreue und in der Wissenschaft die empirische Beobachtung im Vordergrund standen, wurde Vögeln und Blumen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Westeuropa des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts, als sich der Buchhandel langsam auszuweiten begann, entstand der Beruf des Illustrators. Die Natur inspirierte dann einige der aufwendigsten Publikationen der frühen Druckereien.

Kräuterbücher und illustrierte Werke der Botanik und Ornithologie erfüllten ehemals eine ähnliche Funktion wie die heutigen Dokumentarfilme von Naturforschern wie Sir David Attenborough. Sie schärften das Bewusstsein einer gebildeten Öffentlichkeit für die biologische Vielfalt unseres Planeten. Nicht die Kameralinse oder digitale Technologien, sondern die Nadel des Radierers und der Stichel des Kupferstechers waren die Vermittler.

Basilius Besler (1561-1629), ein Nürnberger Apotheker und Botaniker, veröffentlichte das erste große „Florilegium“, in dem er den größten Garten seiner Zeit dokumentierte. Dieser gehörte dem Fürstbischof von Eichstatt. Die Tafeln sind sowohl ästhetisch ansprechend als auch erstmals für wissenschaftliche Bestimmungszwecke geeignet.

Der Hortus Eystettensis zeigt über 1.000 Blumen und 667 verschiedene Arten. Viele davon wurden hier zum ersten Mal dargestellt. Einige wurden nämlich aus Amerika und dem Osmanischen Reich erst neu nach Europa eingeführt. Der Garten selbst wurde nach dem alten Vorbild rekonstruiert und ist seit 1998 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Ökologie

In unserer Zeit sind wir uns alle der gegenseitigen Abhängigkeit der verschiedenen Arten, aus denen sich die Ökosysteme zusammensetzen, und deren Bedrohung durch den Menschen bewusst. Pioniere wie Maria Sibylla Merian (1647-1717) und Mark Catesby (1683 - 1749) haben dies bereits früh erkannt und Tiere und Pflanzen in ihren natürlichen Lebensräumen - die sie auf ihren Reisen kennengelernt hatten - und im realistischen Zusammenspiel mit ihrer Umgebung dargestellt. Natürlich hat sich die Einstellung zum Naturschutz mittlerweile weiterentwickelt. Aber Merians und Catesbys Zeichnungen und Tagebücher betonten schon damals die einzigartige Stellung des Menschen innerhalb der natürlichen Ordnung und damit auch seine Verantwortung ihr gegenüber.

Merian wies grundsätzlich schon nach, dass es sich bei den Stadien der Raupe, der Puppe und des Schmetterlings um Phasen im Lebenszyklus ein und desselben Insekts handelte - der wissenschaftliche Konsens dagegen war, dass ein Insekt ein anderes zur Welt bringt und dann stirbt.

Ihre Arbeit zeigt, dass die eindrucksvollsten Bilder immer das Ergebnis von Beobachtungen aus erster Hand vor Ort waren.

Aufklärung

Inspiriert von Carl Linnaeus' revolutionären Klassifizierungs- und binomischen Benennungssystemen war das achtzehnte Jahrhundert das Zeitalter der großen Enzyklopädien. Lose Tafeln aus der monumentalen Encyclopédie, ou d'Alembert's dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (1751-65) von Diderot und d'Alembert sowie aus der Histoire naturelle, generale et particuliere...(1749-88) des Comte de Buffon sind auf dem Markt leicht zu finden.

Das typische Format zeigt statische Exemplare, die auf der Seite in einer Art und Weise angeordnet sind, die an zeitgenössische Sammlervitrinen erinnert. Die klaren, eingeschnittenen Linien, das Fehlen eines Hintergrunds und die minimale Tonalität erzeugen eine grafische Einfachheit, die sich gut in modernen Interieurs macht. Sie können auch ungefärbt sehr wirkungsvoll aussehen.

Enzyklopädische Tafeln können preisgünstig erworben werden. Ich selbst habe kürzlich vier Blätter aus dem Tableau Encyclopédique et Méthodique des Trois Règnes de la Nature gekauft, das in Paris von Panckoucke 1791-1823 herausgegeben wurde (siehe Bilder oben).  Sie kosteten jeweils ein paar Pfund. Sie sind einheitlich in dunklem Holz gerahmt und passen so zu meinen Schlafzimmermöbel. Die moderne Aquarellmalerei auf meinen Drucken greift Elemente meines Farbschemas auf, und das Ganze bringt einen erfrischenden Hauch von Natur ins Haus.

Der Farbdruck

Das 19. Jahrhundert brachte neue Technologien, insbesondere den Farbdruck und das Aufkommen der Lithografie mit sich. Das führte wiederum zu neuen Veröffentlichungen, die für sich genommen große künstlerische Leistungen darstellten. Gleichzeitig wurden durch Entdeckungs-, Eroberungs- und Handelsreisen Pflanzenarten aus der ganzen Welt eingeführt. Das Meisterwerk von Pierre-Joseph Redouté (1759-1840), Hof- und Blumenmaler der französischen Kaiserin Josephine, war Les Roses (1817-24). Er stellte die zahlreichen Rosensorten, darunter auch Exoten, dar, die auf ihrem Anwesen in Malmaison wuchsen.

Die zarten Aquarellstudien von Redoute auf Pergament wurden zu 170 Punktierstichen, die von Hand fertiggestellt wurden. Pergament eignet sich besonders gut für eine sorgfältige Detailarbeit, und der Glanz seiner Oberfläche trägt dazu bei, die durchscheinende Qualität eines Blütenblatts einzufangen. Besondere Exemplare der Folio-Ausgabe von Les Roses wurden auf Velinpapier gedruckt, einem kaum körnigen, seidigen und glatten Papier, das diesen Effekt sehr gut wiedergibt. Bei Les Liliacees (1802 - 15), 503 Tafeln mit Lilien, handelt es sich um das andere große Buch von Redoute.

Die Schabkunstplatten in Robert Thorntons Temple of Flora, or Garden of Nature (1799-1807) - siehe seine Tulpen oben - sind zum Teil in Farbe gedruckt und von Hand fertiggestellt worden. Die Drucke der kleinen Folio-Ausgabe von 1812 sind erschwinglicher.

Illustrierte Zeitschriften wurden von den verschiedenen botanischen und gärtnerischen Gesellschaften herausgegeben, die sich im viktorianischen Zeitalter, insbesondere in Großbritannien und den USA, ausbreiteten. Chromolithografien aus diesen Zeitschriften sind preiswert und sehr dekorativ.

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Vintage Vogeldrucke

John Gould (1804-1881), Ornithologe und Verleger, betreute über sechs Jahrzehnte hinweg mehr als 3.000 lithografische Platten in 41 Bänden. Er nutzte die Talente von Künstlern wie Elizabeth Gould, seiner unterschätzten Frau, Joseph Wolf, Henry Richter, Joseph Hart und Edward Lear. Die begehrten Bücher enthüllten einem interessierten Publikum die Vogelwelt Australiens, Neuguineas, des Himalaya und Asiens; seine Kolibris und Paradiesvögel sind wahre Dauerbrenner.

Papageien gehören zu den am stärksten bedrohten Vogelarten, da sie sehr empfindlich auf den Verlust ihres Lebensraums reagieren. Edward Lear veröffentlichte 1832 sein eigenes reizvolles Folio über diese liebenswerten und charaktervollen Vögel, indem er seine im Londoner Zoologischen Garten angefertigten Skizzen selbst auf den lithografischen Kalkstein übertrug.

Francois Levaillant (1753-1824) verfasste fünf wichtige Bildbände über exotische Vögel, darunter einen über Papageien.

Halten Sie Ausschau nach Tafeln aus George Edwards' A Natural History of Uncommon Birds (London, 1748-64) und Eleazar Albins A Natural History of Birds (London, 1731-38). Frühe Exemplare kosten im Einzelhandel um die hundert US Dollar (ungefähr 93 Euro).

John James Audubon’s Die Vögel Amerikas

Die 435 handkolorierten Aquatinta-Drucke, die zwischen 1827 und 1838 veröffentlicht wurden, veränderten die Vogelillustration durch ihre lebensgroßen Proportionen, lebendigen Posen und topografischen Hintergründe. Über 1.000 Vögel und angeblich 489 Arten sind auf den "Doppel-Elefanten-Folioblättern" des größten Werks der Naturgeschichte abgebildet.

Man geht davon aus, dass heute noch 119 Blätter unversehrt erhalten sind, von denen sich nur eine Handvoll in Privatbesitz befindet. Das Projekt Die Vögel Amerikas kostete Audubon insgesamt etwa 100.000 Pfund - heute 1,5 Millionen Pfund (ungefährt 1,78 Millionen Euro). Gemessen an der absoluten Summe ist es das drittteuerste Buch, das jemals bei einer Auktion verkauft wurde: Das Exemplar, das einst dem Herzog von Portland gehörte, erzielte 2018 bei Christie's 9.650.000 USD (ungefähr 8,9 Millionen Euro). (Top 2: Das 1640 in Massachusetts gedruckte Bay Psalm Book für 14.165.000 USD / 13.117.000 Euro und ein "First Folio" von Shakespeare aus dem Jahr 1623 für 9.978.000 USD / 9.239.000 Euro).

Audubons ikonischer amerikanischer Flamingo ist wohl das am häufigsten reproduzierte Vogelbild aller Zeiten. Es kommt nur sehr selten als Einzelstück auf den Markt. Die Arader Galleries in New York haben in den letzten Jahren einzelne Platten versteigert. Eine Auswahl der erzielten Preise:

2014:  USD 134,200 (ca. 125000 Euro) für American Flamingo (Amerikanischer Flamingo)

2014:  USD 164,700 ( ca. 153000 Euro) für Male Turkey (Plate 1) (Männlicher Truthahn - Tafel 1)

2014:  USD 164,700 (ca. 153000 Euro) für Fish Hawk or Osprey (Fischadler)

2017:  USD 170,800 (ca. 159000 Euro) für Carolina Parrot (Der Karolinasittich wurde in den 1930er Jahren aufgrund von Abholzung, Jagd und Krankheiten in freier Wildbahn für ausgestorben erklärt.)

2016:  USD 176,900 (ca. 165000 Euro) für Roseate Spoonbill (Rosalöffler - siehe Bild unten)

2019:  USD 237,500 (ca. 221000 Euro) für Snowy Owl  (Schneeeule)

2018:  USD 266,500 (ca. 249000 Euro) für Hooping Crane (Schreikranich)

Audubon verkörpert den Widerspruch zwischen Jäger und Naturforscher. Er schoss selbst viele der Vögel, die er studierte, und bearbeitete die Präparate. In seinen Tagebüchern kommt jedoch zugleich seine Besorgnis über die Auswirkungen der Jagd und der Zerstörung von Lebensräumen zum Ausdruck.

Die Regel aller Vogelserien gilt auch für die größten: Die farbenprächtigsten und seltensten Arten erzielen die höchsten Preise. Die LBJs ("Little Brown Jobs") der Vogelkundler - die Zaunkönige, Spatzen, Drosseln, Grasmücken, Ammern und Fliegenschnäpper - können für ein paar hundert Dollar der Euro erworben werden.

Das Echtheitsmerkmal für Liebhaber von Erstausgaben ist das Wasserzeichen „J. Whatman Turkey Mill“ auf dem Velinpapier.

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Der Sammler

Alte Buchillustrationen von Pflanzen und Tieren sind schon für ein paar Dollar / Euro pro Blatt oder sogar pro Bündel zu haben. Secondhand-Buchhandlungen haben oft einen Stand oder eine Kiste mit losen Drucken; auf regelmäßig stattfindenden Flohmärkten wie dem Portobello Flea Market in London, auf Antiquitäten- und Dekorationsmessen, Buchmessen, in Antiquitätenzentren und sogar Secondhand-Läden und Wohltätigkeitsläden können Sie zudem so manche Entdeckung machen.

Für ernsthafte Sammler mit einem größeren Geldbeutel gibt es spezialisierte Händler wie Donald A. Heald Rare Books oder die Arader Galleries in New York City und Bernard Shapiro oder Henry Sotheran in London. Natürlich haben auch mehrere Auktionshäuser Abteilungen für Bücher und Arbeiten auf Papier.

Es wurde eine starke Affinität zu den großen Reise- und Entdeckungswerken festgestellt. Ein paar Bibliophile haben es sich gar zur Aufgabe gemacht, ganze Bibliotheken zur Naturgeschichte aufzubauen. Sie sind oft selbst begeisterte Naturforscher und Reisende. Häufig teilen sie eine tiefe Wertschätzung für die Kunst der Illustration.

Buchsammler missbilligen instinktiv das sogenannte „Bookbreaking“, die (meines Erachtens weitgehend abgeschaffte) zwielichtige Praxis, einen gebundenen, vollständigen Band zu kaufen und dann die Tafeln daraus stückweise zu verkaufen. Man legt wieder mehr Wert auf die Unversehrtheit des Buches als Objekt. Auch seine Provenienz ist zunehmend wichtig.

Einige sammeln nur eine bestimmte Gattung oder Art, die im Laufe der Zeit immer unterschiedlich dargestellt wurde, z. B. Kolibris oder Tukane. Andere sammeln nur die Werke einzelner Künstler/Grafiker, die in ihren Augen das Wesentliche ihres Themas einfangen. Wieder andere fühlen sich von der Flora oder Fauna eines bestimmten geografischen Ortes angezogen.

Käufer, die neu in diesem Bereich sind, fühlen sich ikonographisch angezogen und sammeln eher kategorienübergreifend und in verschiedenen Medien: Skulpturen, Einrichtungsstoffe, Gemälde, Präparate usw. Schließen wir damit letztlich den Kreis zum Modell der eklektischen Wunderkammer?

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Ausschluss der Gewährleistung

Viele Verkäufer verwenden den Begriff "Vintage" als vage stilistische Bezeichnung, die auch jüngere Reproduktionen einschließt. Manchmal wird dieser Begriff aus Unwissenheit verwendet, manchmal um zu suggerieren, dass ein Kunstwerk älter ist als es wirklich ist. Ein seriöser Händler wird den Begriff "antik" jedoch nur für Drucke verwenden, die zeitgleich mit dem Erscheinungsdatum entstanden sind, oder zumindest nur für Drucke, die nachweislich alt (älter als etwa 1900) sind.

Achten Sie auf Verkäufer, die Handelsorganisationen wie der ABA oder der ABAA (und entsprechenden Auktionshäusern) angeschlossen sind. Hier kann der Käufer mögliche Ersatzansprüche geltend machen, wenn die Ware nicht der Beschreibung entspricht.

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Jasper Jennings ist seit 2014 der Experte für antike Drucke bei ValueMyStuff. Er hat über 20 Jahre Erfahrung als Berater und Händler.  Mit seinem natürlichen Gespür für Unterhaltung, seinem Fachwissen und fundierten Kenntnissen hält Jasper Jennings Vorträge über Druckkultur und Kunst für ein breites Publikum.  Direkt nach dem Studium arbeitete er in einem Geschäft für seltene Drucke und Bücher in Covent Garden. Nach einer kurzen Zeit in einer New Yorker Galerie, begann er selbst zu handeln und stellte als Mitglied der Antiquarian Booksellers' Association auf internationalen Messen aus.  Er hat für Titel wie Historic Houses und die Antiques Trade Gazette über alle Aspekte des Marktes geschrieben.